Talente werden lebendig

Was kann ich? Was will ich – beruflich? Diese Fragen waren das Leitmotiv für eine Seminarreihe in einer Unterkunft für Geflüchtete in Wandlitz. Ein Team von zwei Trainerinnen und einem Übersetzer (arabisch, persisch) wandte Teile des Talentkompass mit Bewohnern an. Der „TAKO“ hat den Charme, bei jeder/jedem Einzelnen selbst anzusetzen und ihre/seine Tätigkeiten, Interessen, Werte, das berufliche Umfeld (Erfahrungen) und Wissen in den Blick zu nehmen. Jede/r möge sich so der eigenen Ressourcen bewusst werden. Daraus können Ideen für die eigene berufliche Orientierung entwickelt werden. Die Ausgangsfrage ist daher nicht: Welche Jobs gibt es und könnte ich einen von ihnen übernehmen? Vielmehr: Was sind meine Möglichkeiten, und wie kann ich sie zu beruflicher Wirklichkeit werden lassen?

Die weltgewandten Teamerinnen konzentrierten sich auf Tätigkeiten und Interessen. Sie luden die Teilnehmer/innen der bunten, gemischtgeschlechtlichen Gruppe von „jungen Jugendlichen“ bzw. jungen Erwachsenen ein, zunächst aufzuschreiben, was sie am jeweiligen Tag bereits gemacht haben. Die männlichen Teilnehmer nannten überwiegend Fußball, Billard, Fitnesstraining und Sprachunterricht. Die Mädchen / jungen Frauen führten kochen, auf Geschwister aufpassen, Videos sehen und weitere an. Die Tätigkeiten wurden anschließend der Gesamtgruppe vorgestellt.

Dem schloss sich die Frage an, was die jungen Menschen gern machen (möchten). Sie übersetzten diese Frage in ihren Berufswunsch. Die Jungen bzw. jungen Männern waren begeistert von der Vorstellung, Fußballer zu sein. Andere möchten in einer Autowerkstatt arbeiten oder Zahntechniker werden. Unter den Mädchen / jungen Frauen waren zwei, die Ärztin werden möchten sowie eine, die vom Geld verdienen via Youtube fasziniert war.

Als „Interessen“ im Mittelpunkt standen, wurden sowohl allgemeine Vorlieben abgefragt als auch die beruflichen Interessen vertieft. Dazu bot die Trainerin für den Talentkompass Informationen über einzelne Berufe und die Ausbildungen, die dafür erforderlich sind.

Der abschließende, vierte Teil der Reihe war individuellen Beratungen zur beruflichen Entwicklung vorbehalten. Dies machte es möglich, auch die Frauen und Mütter einzubeziehen.

Die Reihe zeigte, wie fragil Vertrauen mitunter ist – und dass es aufgebaut werden kann. Dafür war die Einsicht hilfreich, dass alle Beteiligten Lernende sind: Die Zugewanderten müssen verstehen, wie hierzulande alles „funktioniert“. Die langjährig Ansässigen können sich gern ausmalen, was es heißt, Krieg erfahren zu haben und nach Ankunft einen Kulturschock zu erleben. Integration ist ein Wandel, der alle betrifft. Dieser Prozess braucht Zeit. Anregungen und Kontakte helfen dabei – wie so oft im Leben.

Die Reihe war Teil des Projekts „In der Schwebe_verankern. Welterkundungen in Wandlitz“ zur Unterstützung Geflüchteter im ländlichen Raum, gefördert von der abriporta Stiftung.

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