Bewegende Geschichte(n): Europa im Wandel

Die Geschichte Europas ist voller Umbrüche, Zerstörungen und Anfänge. Dabei geraten das Leben und die Orientierungen der Bürger:innen durcheinander. Auch gegenwärtig erleben wir eine Welt im Wandel: Corona, Sorgen ums Geld, wachsende gesellschaftliche und politische Spaltungen, Klimawandel, Herausforderungen der Digitalisierung und weiteres. In Zeiten von Krisen mag die Geschichte Inspirationen bieten: Wie haben Menschen früher entschieden? Was ist aus den Umbrüchen Neues hervorgegangen? Welchen Einfluss haben die Ereignisse – bis heute? Der Bezug auf die Vergangenheit verspricht auch eine Vergewisserung in der Gegenwart. Mehr noch: Wie über historische Ereignisse heute gesprochen wird, welche Perspektive gewählt, welche Deutung bevorzugt wird, „erzählt“ über das Hier und Jetzt – und die Zukunft, die man sich wünscht. Im demokratischen Diskurs um die Geschichte werden Haltungen, Werte und Deutungen der Gegenwart ‚verhandelt‘. Im günstigen Fall wird in solch einem Prozess auch Zugehörigkeit gelebt und erlebt.

Denn ohnehin beeinflusst der Bezug auf die Geschichte eines Landes oder einer Region das Selbstverständnis als Bürger:in und die Selbstverortung in der Gesellschaft – sei es bewusst oder unbewusst. Die kritische, differenzierende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist daher kein Luxusthema, sondern notwendig für die demokratische Entwicklung von Gesellschaften. Sie ermöglicht das Verstehen des Anderen und des Eigenen, die Akzeptanz von Brüchen, Widersprüchen und Ambivalenzen, die Bewältigung von Vielfalt und Komplexität auch in Zeiten der Unsicherheit. Im eigenen Land, in Europa, in der Welt.

Dies ist Gegenstand der Kooperation von Organisationen aus Deutschland, Finnland, Griechenland, Polen, Serbien und Spanien. Gemeinsam wird eine mehrsprachige Lernplattform zu Umbruchssituationen in der Geschichte der jeweiligen Länder erarbeitet – und wie diese heute diskutiert werden. Die Beiträge sind für interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Erwachsenenbildner:innen gedacht.

Die Themenpalette könnte vielfältiger kaum sein: der Dreißigjährige Krieg als zentrales europäisches Ereignis, der deutsch-deutsche Vereinigungsprozess, Frauen in der Transformation in den 1990er Jahren in Polen, die Transition der 1980er Jahre in Spanien, die Kriege in Jugoslawien als Beispiel gewaltvoller Transformation, der Griechisch-Türkische Krieg nach dem Ersten Weltkrieg und „ethnische Säuberungen“, Fluchterfahrungen von finnischen Karelier/innen nach dem Zweiten Weltkrieg und viele andere mehr.

Warum ausgerechnet ein europäisches Projekt? Gerade in Epochen von Umbrüchen und Krisen ist es wichtig, Demokratie und Frieden auf dem Kontinent zu bewahren. Der Charme der europäischen Zusammenarbeit kann selbst unter schwierigen Bedingungen seinen Reiz behalten. Angesichts von vermehrt nationalistisch gefärbten Deutungen von Vergangenheit mag der erweiterte Betrachtungshorizont helfen, europäische Dimensionen der eigenen ’nationalen‘ Geschichte sichtbar zu machen, die Erinnerungskultur in anderen Gesellschaften kennenzulernen und Ideen für die Zukunft in einem „Europäischen Haus“ zu entwickeln, in dem die Bewohner:innen gut und gern leben.

Zur Projektwebsite

Bild: Verbrüderung während des Waffenstillstands an der Ostfront 1918. Deutsche und russische Soldaten feiern das Ende des Krieges zwischen den Stellungen. Bundesarchiv, Bild 183-S10394 / CC-BY-SA 3.0, Wikipedia

Partnerorganisationen

Helinä Rautavaaran etnografisen museon säätiö, Espoo, Finnland

ACTION SYNERGY SA, Athen, Griechenland

Akademia Humanistyczno-Ekonomiczna w Lodzi, Lódz, Polen

UDRUJENIJE GRAGDANA DAH TEATAR – CENTAR ZA
POZORISHNA ISTRAJIVANJA, Belgrad, Serbien

ASOCIACION MALAGUENA DE EDUCACION Y
FORMACION EUROPEA (A.M.E.F.E.), Málaga, Spanien

Bild oben: Natalia Y auf Unsplash

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