weltgewandt veranstaltete vom 25.-28. Oktober 2023 eine Begegnung mit 14 Lernenden und Bildungsakteuren aus Bulgarien, Griechenland und Italien. Thema waren individuelle und gesellschaftliche Dimensionen von Energie und der Zugang zu Ressourcen. Das Programm war vielfältig; es ermöglichte ein Lernen vor Ort – an unterschiedlichen Orten.
Gekommen waren Mitarbeiterinnen und Mitwirkende an Projekten einer Stiftung in der Roma-Community „Fakulteta“ in Sofia, die mit geschätzt mindestens 40.000 Einwohnern die größte in Bulgarien ist. Mit dabei waren auch Aktive von „Corviale Domani“, einer Kultur- und Bildungseinrichtung von Bewohner/innen des ein Kilometer langen „Schlangengebäudes“ am Rande von Rom. Aus Athen waren Lernende und Angestellte eines Bildungsträgers angereist, der Projekte mit sog. Benachteiligten realisiert.
Die weltgewandten Teilnehmer/innen und die Gäste fanden sich zum Auftakt in einem Stadtteilzentrum in Berlin-Mitte zusammen und sprachen darüber, was sie „hier und jetzt“ zu den Stichworten „Klimawandel“ und „ökologische Probleme“ beschäftigt. Solcherart eingestimmt, besuchten sie das Futurium, ein Museum, das Zukunftsentwürfe mit Bezug auf die Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik thematisiert. Nach der Eröffnung der gemeinsamen Ausstellung an drei Orten in Marzahn-Nord war am nächsten Tag Zeit für einen Besuch eines besonderen Gartenprojekts: Im DRK-Nordost können Menschen aus der Nachbarschaft, seien sie Alt- oder Neu-Berliner, ein eigenes Hochbeet anlegen und so ein wenig Natur in der Stadt erleben und mit anderen zusammenkommen. Mahmoud Ishmawi, Sakr Haj Omar und Mohammed Sabagh führten die Gruppe über das einst unwirtliche und jetzt blühende Gelände. Sie zeigten durchaus stolz, was sie alles gebaut, gewerkelt und getan haben: kleine, stabile Holzhäuser aufstellen, Beete anlegen, einen kleinen Teich rekultivieren, Platten verlegen und eigenen Beeten teils exotische Pflanzen entlocken. Die Kolleg/innen waren beeindruckt und zeigten sich gewillt, so manche Idee in ihren Kontexten zu übernehmen.
Zur Magie und Energie eines Stadt-Gartens wurde danach ein Kontrast mit Input und Diskussion über den Zusammenhang von Ressourcen (welche?, wann?), Industriekapitalismus der letzten 200 Jahre und der Macht von Energiekonzernen gesetzt. Ist Wirtschaftswachstum zwingend? Aus welchem Grund? Warum gab es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Städten der USA und Europas deutlich mehr Straßenbahnen als heute? Was stand der Verbreitung der Erfindungen von Mária Telkes im Wege, die schon 1947 das erste Solarhaus konzipiert und einen Solarofen entwickelt hatte? Antworten werden in dem arte-Film „Die Erdzerstörer“ gegeben.
Nach den diversen Inspirationen waren die Teilnehmer/innen selbst gefragt. Sie sollten ihre Visionen einer sozial-ökologischen, demokratischen Gesellschaft ausmalen. Dazu waren sie eingeladen, sich nach „Phantasia“ zu begeben oder wahlweise ins Paradies bzw. ins Land ihrer Träume. Wie lebt es sich dort? Welche Regeln gelten? Wie ist das Zusammenleben organisiert? Wer hat das Sagen? Wie ist der eigene Lebensraum möbliert? Welche Energien können in diesem „Phantasia“ freigesetzt werden?
In Kleingruppen wagten sie das Experiment, tauschten sich aus und kreierten zusammen ein Körper-Bild oder eine Mini-Theaterszene. Das war für manche keine leichte Übung. Doch sich auf das Gute zu besinnen schärft den Blick für die eigenen Maßstäbe. Und es öffnet die Tür für Ideen.
Die Vorführung der Ergebnisse geriet recht lebendig und löste neben dem Nachdenklichen auch einige Freude aus. So veranstaltete eine Gruppe eine Modenschau, bei der die Teilnehmer ihre Hoffnungen auf eine bessere Welt u.a. auf die Begriffe „Freiheit“, „naturgerechte Gesellschaft“, „kein Anthropozän“, „keine Grenzen“, „kein Krieg“, „Glück“ und weitere brachten. Andere hatten für „Phantasia“ ein Schiff gewählt, das ganz aus Naturmaterialien hergestellt war und auf dem ausschließlich „grün“ gewirtschaftet wird; wieder andere versinnbildlichten eine größere Offenheit von Menschen für ihr Umfeld jenseits der eigenen Wohnungstür, ihre Fähigkeit, Hürden zu überwinden oder den Übergang von wenigen Großunternehmen zu vielen kleinen Betrieben zum Beispiel im Energiesektor.
„Alles war sehr interessant.“ „Mir gefiel sehr die Einbeziehung von Migranten, die peer education.“ „Ich hatte ein schlimmeres Bild von Marzahn. Es war in der Realität deutlich besser, als erwartet.“ „Toll, dass wir an so unterschiedlichen Orten waren.“ „Ich konnte zum ersten Mal reisen. Ich habe sehr nette Menschen getroffen.“ „Der öffentliche Verkehr war toll. Kein Stau. Man kam überall hin.“ „Es war ein Vergnügen, sich auszutauschen.“ „Danke für die vielen Anregungen.“ Das und mehr sagten Teilnehmer/innen am Ende der vier Tage.
Der Workshop fand im Rahmen des Projekts „Klima + Wandel durch Demokratie und Inklusion“ statt. Es wird über das Programm Erasmus+ der Europäischen Union gefördert.