Was macht den FLAIR von Florenz aus? Wie wird Arbeit, Kunst, Inklusion und Nachhaltigkeit gelebt? Was wird in der faszinierenden, ehrwürdigen und viel besuchten Stadt unternommen, um Menschen zusammen zu bringen und sozialen Ausgleich zu ermöglichen? Knapp 20 Projektbeteiligte aus Budapest, Skopje, Berlin und Florenz erkundeten dies und mehr während eines viertägigen Workshops vor Ort – in der norditalienischen Kulturmetropole mit europäischer, weltweiter Strahlkraft.






Nicht nur Renaissance
Die Florentiner führten die Gruppe zu den Orten ihrer Stadt, die sie interessant und zukunftsträchtig finden. Dazu gehörten das ehemalige Gefängnis Murate im gleichnamigen Stadtteil. Dort war ein ein neuer Wohn- und Kulturkomplex mit Galerien, einem Buchladen, Literarischem Café und Bars entstanden. Er bietet auch Arbeitsplätze für freiberuflich Tätige und ist damit ein Anlaufpunkt für Austausch und Inspiration. Die Manufattura Tabacchi wiederum liegt weniger zentral, bietet aber auf einem deutlich größeren Areal den Charme einer revitalisierten Industriearchitektur, in der Arbeit, Wohnen, Bildung, Kunst und Kultur, Essen und Amüsement vereint sind. Die Gäste hatten solche Orte weniger mit Florenz assoziiert. Es kam unter anderem die Frage auf, wer sich eine Wohnung in solch einem Areal leisten könne. Was zeichnet Gentrifizierung aus? Woran charakterisiert diese Prozesse in Budapest, Berlin und Florenz? Sind solche Phänomene auch in Skopje zu beobachten?
Eine weitere Frage kreiste um den Tourismus in Florenz. Wie bewältigen die Einwohner die so zahlreichen Besucher/innen? Klar, sie sichern so manchem ein Einkommen. Doch gibt es eine Grenze?
Auf Schatzsuche
Zwischen den gemeinsamen Erkundungen war Zeit, sich in Kleingruppen selbst auf die Schatzsuche zu begeben und „in die verborgenen Winkel von Florenz einzutauchen, um seine Geheimnisse zu entdecken, seine Aromen zu genießen und seine lebendige Geschichte zu erleben“ – wie es in der Ankündigung der gastgebenden Partnerorganisation Pluriversum Srl hieß. Orte wie die Ponto Vecchio, der Palazzo Vecchio, der Dom Santa Maria del Fiore, Palazzo Pitti, die Uffizi sollten aufgesucht, fotografiert und die Bilder in einem Online-Portal hochgeladen werden. Damit nicht genug, umfasste die Liste auch Statuen wie die des David oder Dante, unkonventionelle Kunst wie Straßenmusikanten oder Allgemeines wie Pflanzen oder Springbrunnen der Stadt.
Spezialaufgaben gab es auch: So sollten die Teilnehmer/innen einen der vielen kleinen Läden aufsuchen, in denen Handwerker ihre Produkte selbst herstellen und mit ihnen über ihre traditionellen Herstellungstechniken sprechen. Oder sie sollten in einer Bar stehend einen Kaffee trinken und die Gewohnheiten beobachten, mit der dies die Einheimischen tun. Und dann vergleichen – wie steht es um die Kaffeekultur in meiner Stadt? Eine stattliche Zahl an Bildern kam zusammen.



Was ist der „Genius“ von Florenz?
All die Eindrücke von Florenz und ihre Gedanken zu STADT bereitete die Gruppe kreativ auf. In kleinen Teams erarbeiteten die Beteiligten Collagen, schrieben Texte, machten Musik. Eine Gruppe beschrieb eine Zeitreise von Niccolò Macchiavelli (1459-1527) ins Florenz der Gegenwart. Einst der Stadt verwiesen, schlenderte er über die Ponte Vecchio und wurde von Schritt zu Schritt jünger. Als 20-Jähriger kam er an und erkannte seine Stadt nicht mehr. Der Fluss riecht nicht mehr, das Wasser ist klar und das Wort „Sustainability“ prangt auf einem Schild. Sust… – was? Aber auch Handwerker sind nicht mehr zu sehen. Statt dessen Orte, in den Gegenstände stehen. Einfach so, zum Angucken. „Museum“ oder „Galerie“ nennen sie das. Hungrig geworden von all den Eindrücken, sieht unser Niccolò auf dem Tisch eines Cafés ein brettähnliches Etwas, nimmt es, stiehlt sich auf dem Markt Tomaten, Zwiebeln und Käse zusammen und bereitet sein Frühstück zu. Doch da kommt ein junger Mann angestürmt, verlangt sein Tablet zurück und echauffiert sich über dessen Missbrauch als Tablett. Macchiavelli wird ein weiteres Mal aus Florenz geworfen. Er schreibt ein Buch über „Repräsentationen von Wirklichkeit in Machtbeziehungen im Lichte des technologischen Wandels“. Was sagt uns das über einen Genius?
„Dies ist eine Person, die imstande ist, sich zu wundern, zu staunen und seine Zeit durch die Augen eines Fremden zu sehen.“ Oder nicht?
Feedback
Ein Teilnehmer meinte nach dem Workshop:
„Ich habe mich sehr gefreut, mit so kreativen Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern in Florenz, Italien, zusammenzukommen. Ich freue mich darauf zu sehen, wie sich diese Ideen auf die europäische Gemeinschaft auswirken werden.“





