Was ist der FLAIR von Budapest? Welche Atmosphäre hat die Stadt, aus der ich komme? Fühle ich mich dort zu Hause? Was heißt das, „zu Hause“ sein? Welche Stadt der Zukunft wünsche ich mir? Dazu tauschten sich 22 Teilnehmer/innen aus Skopje, Florenz, Berlin und Budapest aus.
Gedanken Gestalt geben
Entstanden sind Collagen mit Bildern, die die Beteiligten während verschiedener Erkundungen von Budapest gemacht haben. Also lediglich Stückwerke von Fotos, nett arrangiert und mehr nicht? Weit mehr als das. Es war ein Prozess, angeleitet von der Fotografin Gabriella Csoszó.
Sie begann mit der einfachen Frage: Wo fühle ich mich zu Hause? Jede/r steuerte ein Bild der eigenen Stadt, einer Landschaft, eines Hauses o.Ä. bei. Reihum erklärten die Teilnehmer/innen die Wahl des Bildes. Dies leitete dazu über, Assoziationen zu den Worten „zu Hause“ zu sammeln. Genannt wurden „freie Entwicklung“/“Freiheit“, „Sicherheit“, „Frieden“, „heimisches Essen“, „Rituale+Zeremonien“, „Komfort“, „Wo ich mich stark fühle“, „Natur“, „Muttersprache“, „Schweigen“, „Nachbarschaft“/“community“ u.v.a.m.
Home-Momente in Budapest
Anschließend bildeten sich kleine Gruppen, in denen die Teilnehmer/innen fotografisch ihre Perspektiven auf Budapest festhielten. Was erscheint interessant? Was erzeugt das Gefühl von „zu Hause“? Die Jüngeren zog es in das aktuelle „Szeneviertel“ im VIII. Bezirk. Andere bevorzugten die Burg mit den Ausblicken auf die Stadt. Wieder zurück, wurden die Bilder auf eine Plattform hochgeladen und wechselseitig vorgestellt.
Am Folgetag schritten die Teilnehmer/innen eine großflächige, raumfüllende und serpentinenartig angelegte Galerie ihrer eigenen Bilder ab. Sie gruppierten die Assoziationen zu den Worten „zu Hause“ und fanden sich ihrerseits in kleinen Gruppen zusammen. Emsig und konzentriert fügten sie Bilder und Worte zu Kompositionen zusammen, kreierten Bild-Botschaften. Manche absurd, manche ernst, andere phantasiegetränkt, voller Humor und reich an eigenen Überlegungen. Es entstanden Werke zu „Free development“, „Neighbours, friends, community“, „Nature“, „Memories“, „Comfort – Routine – Ceremonies“.
Ein Gruppenprozess
Die Ergebnisse, die Collagen, zeigen einen bunten Strauß an Möglichkeiten, „Stadt“ und „zu Hause“ zusammen zu denken. Sie spiegeln einen Prozess, der Menschen verschiedener Länder, Generationen, Lebensstile, politischer Auffassungen näher gebracht, für sie anregend, motivierend und oft erheiternd war. „Zu Hause“ fühlten sie sich während des Workshops wohl nicht. Doch sie erlebten Gruppe, entdeckten Gemeinsamkeiten und lernten voneinander. Sie machten gute Erfahrungen mit ihren eigenen Möglichkeiten und denen anderer. Das prägt die Maßstäbe für das, was gedeihlich ist – und was nicht. Und: Sie hatten viel Freude zusammen.
Von Damaskus nach Berlin
Zum Auftakt des Workshops hatten weltgewandte Theaterszenen vorgestellt, die sie selbst entwickelt hatten. Der Protagonist lebt als erfolgreicher Geschäftsmann in Damaskus, wird vom Krieg eingeholt, flieht, erlebt dabei Schlimmes – und muss in Deutschland ganz von vorn anfangen. Die Szenen waren sehr bewegend. Manch eine/r im Publikum kämpfte mit den Tränen. Der Zuspruch und die Wertschätzung wiederum gaben den Darstellern Kraft. Die Botschaft war deutlich: Den Preis für Krieg zahlen wir, die Bevölkerung. Mit unseren Steuern. Mit den Traumata, die Kriege erzeugen. Zum Vormerken: Das Stück wird am 10. September 2024 in Berlin aufgeführt.
„Budapest war ganz toll.“ „Was für eine schöne Erfahrung.“ „In vier Tagen haben wir so viel gemacht.“
Herzlichen Dank an InSite Drama für die Ausrichtung des Workshops, vor allem an Adam Bethlenfalvy und Julcsi Szábo.
Die Begegnung fand als Teil des Projekts „FLAIR – die Stadt als Scharnier von Gemeinschaft und Gesellschaft“ statt, gefördert über das Programm Erasmus+.










