Job Shadowing vom 23. April bis 7. Juni 2023 mit der Theatercompagnie DUANAMA in Marseille / Frankreich: Wahrnehmungen von Körper, Stimme, Artikulation, Szenen gemeinsam entwickeln, in Rollen tauchen, das Vorstellungsvermögen beflügeln und – spielen! Theater, vor allem Forum-Theater, lebt vom Konflikt, vom Drama, das durchaus auch spontan inszeniert wird. Es ist dann das Publikum, mit dem gemeinsam Lösungsmöglichkeiten entwickelt und „durchgespielt“ werden.
Genau dies wurde im Projekt „Village égalité“ mit Bewohner/innen eines Stadtteils geprobt, der als einer der ärmsten in Frankreich gilt. Das Thema war schnell gefunden: Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern. Und das mit Bezug auf das Reinigungspersonal sowie die Kellner/innen eines Restaurants. Uff, der Chef blieb stur, hatte es aber nicht leicht… Parallel und so gar nicht unegalitär, wurde eine Kinderbetreuung angeboten – mit theatralen Elementen.
Eine andere Form, eigene Talente, Fähigkeiten und Möglichkeiten des Selbstausdrucks zu erfahren, ist ein Projekt von Menschen, die Erfahrungen mit Obdachlosigkeit gemacht haben. In einer Schreibwerkstatt hatten sie Texte zu ihrer Situation, ihren Sehnsüchten, Hoffnungen, ihrem Schmerz und Momenten der Freude entwickelt. Moderiert durch Monika Smiechowska, der Leiterin der Compagnie DUANAMA, wurde gemeinsam aus den Texten eine Abfolge von Szenen entwickelt. Sie waren in drei Themenkreise strukturiert: Évasion (Flucht, Ausbrechen), Amour (Liebe), Révolte (Aufbegehren). Die Aufführung dieser Art von Biografie-Theater am 5. Mai 2023 war ein großer Augenblick für die Beteiligten. Das Publikum dankte es ihnen. 🙂
Der Lernaufenthalt ermöglicht es, eigene Kompetenzen für ein „soziales Theater“ auszubauen und dessen Möglichkeiten für die Bildungsarbeit auszuloten. Ohne Zweifel, freies Theater bringt Menschen zusammen, lässt sie Zugehörigkeit in einer Gruppe erleben und die Klaviatur ihres Selbst-Ausdrucks erweitern. Ohne Leistungsdruck, per Spiel und Spaß kann man sich Themen annähern. Eine Lern- und Entdeckungsreise für Kopf und Herz und mit allen Sinnen. Die Hürde liegt im Wort„Theater“. Es kann Furcht auslösen und lässt so manche an Aufführungen der ‚Hochkultur‘ in großen Theaterhäusern denken. Weit gefehlt. Alle können irgendwie sprechen – und das nicht nur mit ihrer Stimme. Das Schöne: Selbst Fehler machen ist wichtig, denn: „Fehler gehören zu den Verpflichtungen, mit denen man für ein vollwertiges Leben zahlt.“(Sophia Loren)
Der Arbeits- und Lernaufenthalt wurde über das Erasmus+-Programm der Europäischen Union gefördert.