„Da raucht der Kopf“

Wie kann man seine Einnahmen und Ausgaben möglichst einfach im Überblick behalten? Werden die Preise weiter steigen? Wird es nur noch digitales Geld geben? Was bedeutet das für Demokratie und den Einfluss von Bürger/innen auf die Wirtschaft? Was ist Geld? Internationaler Workshop zur finanziellen Allgemeinbildung.

Vom 16. bis 20. Juli 2023 kamen Interessierte aus der Slowakei, Bulgarien, Portugal und Deutschland zusammen, um Fragen rund ums Geld – im eigenen Portemonnaie, der Wirtschaft insgesamt – zu diskutieren. Sie lernten den Unterschied von mikro- und makroökonomischer Sichtweise auf Wirtschaft kennen. Sie probten digitale und nicht-digitale Mittel, um ihre Einnahmen und Ausgaben besser im Blick behalten zu können. Sie lernten, wie es ist, verschuldet zu sein und welche Auswege es gibt. Dazu besuchten sie die Schuldnerberatung Julateg in Berlin-Marzahn. Die Teilnehmer/innen erfuhren von Geldanlage-Strategien, auch wenn dies eher für sie theoretisch war, denn dafür braucht es… Geld.

Was ist Geld?

Was das überhaupt ist und wie Geld in die Welt kommt, war zu Beginn des Workshops besprochen worden. Ersichtlich wurden die zwei Geldkreisläufe einer Volkswirtschaft. Verständlich wurde auch, wie Staaten sich in der Euro-Zone finanzieren. Damit verknüpft waren Informationen zum Finanzsystem und seinen verschiedenen Akteuren wie Geschäftsbanken und Zentralbanken, Börsen, Hedge-Fonds, Pensions-Fonds, Vermögensverwaltern wie BlackRock, Rating-Agenturen und weiteren.

Geld und Geldverhalten

Der Umgang mit Geld hat ebenso eine sozialpsychologische Dimension. Dies betrifft gelernte Einstellungen zum Geld. Sehen die Einen es als „schmutzig“ an und erinnern an den Tanz ums Goldene Kalb in der Bibel, so preisen die Anderen es als Inbegriff von Freiheit. Das betrifft auch die Orientierung an Verhaltensmustern der Mittelschicht, selbst wenn das eigene Portemonnaie deutlich kleiner ist. Warum ist dies so?

Finanzielle Allgemeinbildung als Teil sozio-ökonomischen Lernens

Finanz-Bildung wird derzeit stark gefördert. Auf der Website des Bundesfinanzministeriums heißt es dazu:

Die Stärkung der finanziellen Bildung fĂĽhrt somit auch zu einer höheren Bereitschaft und Fähigkeit zur Partizipation am Finanzmarkt und leistet einen Beitrag zum Vermögensaufbau. Zudem trägt ein hohes MaĂź an finanzieller Bildung zu Finanzmarktstabilität bei.“ 1

Demnach würde finanzielle Allgemeinbildung darauf zielen, Geld geschickt an den Finanzmärkten anlegen zu können. Sozusagen als Finanz-Bildung für Reiche. Für jene, die eher wenig Mittel hätten, gebe sie Anleitungen, um eine Überschuldung zu vermeiden. Sozusagen als Finanz-Bildung für Arme.

Doch diese Sichtweise wird kontrovers diskutiert. Denn damit würde den Lernenden der Blick aufs Ganze des Geldsystems verstellt bleiben. Ob es sich aber gegenwärtig um eine Inflation handelt oder nicht und warum es zu Krisen kommt, beeinflusst auch das persönliche Geldverhalten im Hier und Jetzt. Mehr noch: Finanz-Bildung mag zur „Finanzmarktstabilität“ beitragen, wie es das BMF schreibt. Doch Finanz-Krisen sind systemische Krisen des Bankensektors und dessen politischer Regulierung. Diese Zusammenhänge gilt es deutlich zu machen. Daher wurde im Workshop finanzielle Allgemeinbildung als Teil sozioökonomischen Lernens betrachtet.

Der Kreis schloss sich, als die Gruppe am Ende des Programms und auf eigenen Wunsch Facetten der Euro-Krise seit 2009 diskutierte.

Was sagen die Teilnehmer/innen?

Einige Rückmeldungen: „Ich habe eine neue Sicht auf Geld gewonnen.“ „Ich konnte lernen, mein Budget zu verwalten.“ „Wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt.“ (slowakische und bulgarische Teilnehmer übereinander) „Toll, dass wir Zeit zum Diskutieren hatten.“ „Mir haben die unterschiedlichen non-formalen Methoden sehr gefallen.“

1 Bundesministerium der Finanzen

Nach oben scrollen