BYBLIOS: Mehr Inklusion wagen

Schulbibliotheken sind in Deutschland unterschätzte Schätze. Auch in Bezug auf die Inklusion von Menschen mit leichten kognitiven Benachteiligungen. Doch es gibt Potenzial, dies zu ändern. Dies wurde bei einer Veranstaltung deutlich, bei der im Leseclub der Schulbibliothek Friedrichshagen eine erlauchte und bunt gemischte Runde zusammenkam.

Simone Frübing, die Schulbibliothekarische Fachberaterin des Bezirksamts Treptow-Köpenick zu Berlin, ging zur Begrüßung auf ihre Mitwirkung in dem Projekt „BYBLIOS – Inklusion in Bibliotheken“ vor, bei dem Kolleg/innen aus Italien, Portugal, Rumänien, Spanien und Deutschland zusammenarbeiten. Die Leiterin der deutschen Partnerorganisation, weltgewandt e.V., Sophia Bickhardt, stellte es anschließend näher vor und präsentierte die erarbeiteten Bildungsmaterialien. Diese mögen es Bibliotheken erleichtern, Menschen, die kognitiv oder körperlich anders ausgestattet sind, den Weg für eine Berufstätigkeit in einer Bibliothek zu ebnen. Dies sind im Einzelnen

– eine Handreichung bzw. Protokoll zur Förderung von Inklusion: darin sind u.a. die Erfahrungen dargelegt und reflektiert, die während zweier Praktika von Menschen mit Benachteiligungen pro Partnerorganisation gemacht wurden,

– das Handbuch für eine neue Bibliothek: es versammelt die Analyse zur Situation in den einzelnen Ländern sowie Ideen für eine Bibliothek der Zukunft – als einer Bibliothek, die inklusiv ist.

Die Texte sind auf Deutsch und Englisch (beide mit englischem Deckblatt) die Projektvorstellung aufrufbar.

Zusätzlich hat weltgewandt e.V. fünf Podcasts produziert. Zu Wort kommen Frau Prof. Dr. Ulrike Wels, Hochschule für Soziale Arbeit und Pädagogik, Simone Frübing, Schulbibliothekarische Fachberaterin des Bezirksamts Treptow-Köpenick zu Berlin, Diana Thiele, stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken Berlin-Brandenburg und ehrenamtliche Leiterin einer Schulbibliothek, Gabriela Karla, Leiterin der Stadtbibliothek Bernau bei Berlin sowie die Praktikantin Maxi.

Drei der Interviewten waren anwesend. Neben Frau Simone Frübing waren das Prof. Dr. Ulrike Wels und Maxi, eine Praktikantin. Auf den Weg gemacht hatte sich ebenso die Koordinatorin Schulbibliotheken des Berliner Senats, Frau Susanne Thoms. Sie kamen ins Gespräch mit einem der Praktikanten des Projekts, Denny Schuckert, dem Leiter seiner Einrichtung sowie am Thema Interessierten aus dem Umfeld von weltgewandt e.V.

Thematisiert wurde auch die Aussicht auf einen ausgelagerten Arbeitsplatz im Anschluss an ein Praktikum. Mit einem wachen Sinn für Möglichkeiten eröffnet Frau Frübing ihrem Praktikanten diese Option. Im Ergebnis des Projekts leistet er nun ein zweites Praktikum, um in die Aufgaben hineinzuwachsen, weitere Kontakte zu knüpfen und so den Übergang zu erleichtern. Dem kommt zugute, dass dank des jetzigen Berliner Schulgesetzes alle Schulneubauten mit einer Schulbibliothek ausgestattet werden müssen. Sie brauchen Personal, denn ein Raum allein macht keine Bibliothek aus. Schon gar nicht eine, die ein „Community Hub“, also ein Lern-, Arbeits- und Begegnungsort ist.

Man kann auch sagen: Chancen werden so genutzt. Damit man sie auch erkennt, braucht es eine Haltung – eine, die unter anderem an Werten von Demokratie, sozialem Ausgleich und der Akzeptanz von Vielfalt von Lebensstilen, Meinungen, kulturellen Prägungen sowie körperlicher und geistiger Dispositionen. Das betonte Prof. Wels. Eine inklusive, weil offene Schulbibliothek könne damit auch ein Ort sozialer Inklusion sein. Ein hoffentlich nicht mehr lang unterschätzter Aspekt für die gedeihliche Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Gerade in Deutschland, das auf die Kreativität seiner Menschen angewiesen ist.

Gefördert vom Programm Erasmus+ der Europäischen Union.

 

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